Achtsamkeit und das Denken, Fühlen und Handeln

Handeln Achte auf Deine Gefühle, denn sie werden zu Gedanken. Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden zu Worten. Achte auf Deine Worte, denn sie werden zu Handlungen. Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten. Achte auf Deine Gew…

Handeln

Achte auf Deine Gefühle, denn sie werden zu Gedanken. Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden zu Worten. Achte auf Deine Worte, denn sie werden zu Handlungen. Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten. Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter. Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.                     Chinesisches Sprichwort

Der unablässige Wandel unseres Lebens stellt uns vor Herausforderungen, denen wir mal mehr, mal weniger gewachsen sind. In einer Glücksphase möchten wir am liebsten den Uhrzeiger festnageln. Unterwegs durch die inneren Wüsten und Sümpfe wünschen wir uns Flügel, um schnell dem Unangenehmen zu entkommen. Weil beides nicht möglich ist, üben wir mit voller Aufmerksamkeit, die Gegenwart zu erfassen und mit dem zu sein, was ist.

Unser Denken knotet uns an Vergangenheit und Zukunft. Unsere Weisheit sagt: Dein Leben findet im gegenwärtigen Moment statt. Spüre ihn! Schmiege dich in die Erfahrung dieses Augenblicks hinein. Freue dich an dem, was dir deine Sinne jetzt bescheren. Was kannst du gerade in diesem Augenblick hören, sehen, riechen, schmecken, fühlen? Dem Fühlen kommt dabei eine besondere Aufgabe zu, denn es ist der Sinnesreiz, der durch die physische Reibung besonders leicht registriert werden kann. Bewusst erlebte Körperempfindung verankert uns am besten in der Gegenwart.

Leider lockt das Denken uns ständig weg von den Körperempfindungen. Es braucht einen wachen Verstand, der uns auffordert, das Denken loszulassen und die Empfindung im Körper bewusst aufzusuchen. Doch selbst solche klaren Ansagen können nicht unsere alltäglichen Gewohnheitsmuster stoppen. Nur mit kontinuierlicher Übung gelingt es, die selbstherrliche Macht unserer Gedankenabläufe zu durchbrechen und in der Körperempfindung unser Zuhause zu finden. Immer wieder müssen wir mit innerer Entschiedenheit unsere Aufmerksamkeit umlenken vom Denken zum Fühlen.

Meditation gibt uns dafür das Werkzeug in die Hand. Meditation lehrt uns, geistige Prozesse zu erkennen, zu durchleuchten und klug neu auszurichten. Dank unserer Meditationspraxis verstehen wir, dass kontinuierliche Aufmerksamkeit unser Erleben verändert. Wenn wir also mehr Fühlen in unserem Körper möchten, brauchen wir ein beharrliches Ausrichten unserer Aufmerksamkeit auf die Empfindungen von Moment zu Moment.

Meditationsanfänger sagen oft: Ich spüre so wenig in meinem Körper, ich kann den Atem gar nicht fühlen – kann man das lernen? Ja, es ist die regelmäßige Übung, die zuverlässige Veränderung bewirkt. Im Laufe der Jahre verfeinert sich das Erkennen von Gedankenprozessen ebenso wie unsere Empfindungsfähigkeit. Wir sehen, dass unser Handeln von Gedanken gesteuert wird, dass es kein Tun gibt ohne einen vorauseilenden Gedanken. Wenn es uns gelingt, den Gedanken zu erkennen, der den Impuls zum Handeln auslöst, haben wir Zugang zu den Quellen unserer Kraft. Wir verstreuen unsere Aktivitäten dann nicht mehr in sinnlosem Hin und Her. Dank wachsender Achtsamkeit kommen wir in die Lage, Gedanken bei ihrem Aufsteigen zu erkennen und im selben Moment zu entscheiden, ob wir ihnen folgen oder sie lieber loslassen. Diese faszinierende Dimension von Selbsterkenntnis eröffnet uns Räume, von denen wir in den Kinderschuhen des Erwachens nur geträumt haben.

gelesen von Marie Mannschatz